gedankenverloren
Ich bin ja nicht gerade dafür bekannt, Dinge direkt und engagiert anzugehen. Ich bin eher der Typ Mensch, der Dinge aufschiebt und erst dann erledigt, wenn es wirklich nötig ist - oder wie eine StudiVZ-Gruppe es ausdrückt: "Ich habe solange ein Motivationsproblem bis ich ein Zeitproblem habe."
Im nächsten Semester schreibe ich meine BA-Arbeit. Laut Vorschrift sollen wir spätestens am 15.04. "damit anfangen" (wobei ich nicht weiß, ob sich das auf's reine Schreiben bezieht).
Letzte Woche hab ich ein unverfängliches Gespräch mit meinem Dozenten gehabt, am Wochenende habe ich meinen Primärtext gelesen und jetzt habe ich mein offizielles Anmeldeformular abgegeben und ein offizielles Thema festgelegt. Können sich Menschen ändern oder ist das alles nur ein spontaner Impuls? Werde ich tatsächlich mal etwas eine Woche vor Abgabetermin fertig stellen oder wird mein Improvisationstalent mal wieder herhalten müssen?
yours truly
covergirl
_covergirl_ - 13. Feb, 23:07
Es ist nicht so, dass ich nichts zu sagen hätte. Ich habe ne ganze Menge Zeug im Kopf, das ein Recht hätte hier in die Welt geschickt zu werden, aber ich kriege es einfach nicht auf die Reihe alles zu entwirren. Ich denke viel darüber nach, wie unser Umfeld und die Leute mit denen wir zusammen sind unsere Entscheidungen und unser Leben beeinflussen. Ich denke über "Naokos Lächeln" nach, das genau dieses Thema hat. Ich denke über fraktale Strukturen nach und über Literaturtheorien, aber es kommt kein fassbarer Gedanke dabei raus. Bis ich das Problem gelöst habe, bleibt mein kleines Blog hier wohl ein wenig ungefüllt. Tut mir wirklich leid.
yours truly
covergirl
_covergirl_ - 3. Jun, 20:51
In der Straßenbahn hat heute einen alte Dame ein "Knöllchen" bekommen, weil sie "zum Zeitpunkt der Kontrolle keinen gültigen Fahrschein vorweisen konnte". Die gute Dame hatte zuvor zwei Stunden auf dem Friedhof beim Grab ihres Sohnes verbracht und war durch die Hitze und die Situation völlig aufgelöst. Sie hatte ihren Fahrschein die ganze Zeit in der Hand gehabt, aber vergessen ihn abzustempeln. Das sie noch nie im Leben schwarz gefahren war, interessierte die Kontrolleure (3 in einem Wagon) herzlich wenig, für sie zählte nur, "dass sie ihren Job gemacht haben". Die Dame hat den Rest der Fahrt damit verbracht, sich die Tränen weg zu wischen und immer wieder zu beteuern, dass sie keine Kriminelle sei.
Ich hätte ihr gern was Nettes gesagt, aber Erstens hab ich mich nicht getraut und Zweitens ist mir nichts Gutes eingefallen.
Ich möchte dies nun aber nachholen. Liebe Dame, falls Sie das hier lesen sollten. Machen Sie sich nichts daraus! Menschen können ohne Fahrscheine leben, aber nicht ohne ein Herz.
Yours truly
covergirl
_covergirl_ - 21. Mai, 20:37
"Und plötzlich steht das Leben vor der Tür und fragt gar nicht erst, ob es rein kommen darf. Plötzlich ist man mitten drin in dem großen Chaos und man kann im ersten Moment gar nicht viel tun, als sich verblüfft umzuschauen.
Wann ist man erwachsen? Es ist merkwürdig zu sehen, wie Probleme, Ängste und Sorgen, die früher so weit weg und so riesig erschienen plötzlich mein und auch das Leben meiner Freunde erfüllen. Es beschäftigt mich, es beschäftigt mich wirklich und es berührt mich ungemein auf einmal so viele Gefühle zu sehen. Es ist so ernst, es ist so tiefgründig und wichtig. Es sind keine Spielereien mehr, es sind keine Abenteurgeschichten, die man sich als Kind ausdenkt. Es ist die Realität! Manchmal kommt es mir so vor, wie in einem Film, manchmal kommt es mir unwirklich vor. Strukturen die mich bis jetzt begleitet haben verschwinden und werden durch neue ersetzt. Es gibt kein Zurück, keine Wendemöglichkeit. Und es ist irgendwie beägstigend festzustellen, dass jeder Schritt, den man macht ein flascher seien könnte.
Es ist verwirrend und faszinierend zugleich und eigentlich weiß ich gar nicht, was ich davon halten soll."
Das hab ich am 18.11.2003 in mein
altes Blog geschrieben und heute könnte ich es genauso nocheinmal schreiben. Aber ich hab nicht mehr so viel Angst...
yours truly
covergirl
_covergirl_ - 10. Mai, 10:41
"Aber Bücher, und manchmal auch Filme, sind etwas Persönliches; man kann sie gemeinsam zu schätzen wissen, doch die speziellen Gründe, aus denen man sie liebt, kann man schlecht teilen. Gute Romane und Filme sind nicht wie die Nachrichten oder das, was als Nachrichten gilt - sie sind mehr als Meldungen. Sie bestehen aus der ganzen Palette von Stimmugen, in denen man sich befindet, wenn man sie liest oder sieht. Die Liebe eines anderen zu einem Film oder einem Buch lässt sich, wie Patrick mittlerweile glaubte, niemals genau nachahmen."
(John Irving: Die vierte Hand. Diogens, 2002. Seite 402-403)
Ich habe diese Zeilen mit einem Bleistift untersrichen. Der Gedanke daran, dass jeder, der dieses Buch nach mir ausleihen wird, über diese Zeilen unwilkürlich stolpern muss, bereitet mir ein stilles Vergnügen, dass sich in Form eines zufriedenen Schmunzelns auf meinem Gesicht widerspiegelt.
yours truly
covergirl
_covergirl_ - 29. Apr, 22:45
"Es gibt kein Atom, kein Körper ist so winzig, dass er nicht in Wahrheit noch unterteilt werden könnte[...]. Daraus folgt, in jeder Partikel des Universums ist eine Welt unzähliger Geschöpfe enthalten[...]. Es gibt keine bestimmte Figur in den Dingen, denn keine kann den unzähligen Eindrücken Genüge tun"
aus: Umberto Eco: Die Suche nach der vollkommenen Sprache (dtv 2002), Seite 283
yours truly
covergirl
_covergirl_ - 5. Apr, 13:48