Tell me your own politik
Ich habe gestern etwas begriffen. Ich habe begriffen, warum unten bereits erwähnter Freund einer bestimmten großen Partei angehört. Er hielt einen kleinen Vortrag darüber, was uns dazu bewegen sollte, eine Partei zu wählen, worüber man sich als "Erstwähler" denn so Gedanken machen müsste. Er sprach vom Menschen-, Welt- und Gesellschaftsbild und plötzlich begriff ich, dass er tatsächlich von dem überzeugt ist, was er so predigt, wenn man ihn lässt. Dass er tatsächlich dieses Weltbild hat. Und dann wurde mir klar, dass mein Weltbild, mein Menschenbild und vor allem meine Vorstellung einer idealen Gesallschaft und meine Vorstellung davon, was für eine Rolle der Staat spielen sollte eine völlig andere ist. Und irgendwie hat mich diese Erkenntnis erleichtert.
Nichtsdestotrotz frage ich mich, wie es dazu kommt, dass wir so unterschiedliche Vorstellungen haben.
Also fing ich an, die spärlichen Informationen, die ich über seine Kindheit und seine Familie habe mit meiner Biografie zu vergleichen. Ich fragte mich, ob wir das selbe Weltbild hätten, wenn wir in der jeweils anderen Familie aufgewachsen wären.
Und dann fragte ich mich, wählen wir wirklich unser Weltbild oder nur unsere Erziehung? Und inwieweit kann man das eine eigentlich vom anderen unterscheiden? Wenn ich die Gesellschaft und meine Vorstellung von ihr wirklich erfassen will, muss ich dann nicht von Zeit zu Zeit aus meiner sozialen Schublade ausbrechen und mir alles mal angesehen haben? Oder sollte ich mich einfach stets daran erinnern, woher ich komme und wer ich bin?
Tja, ich habe keine Ahnung, aber ich bin durchaus bereit darüber zu diskutieren, solange es nicht in einen Wahlwerbespot ausartet.
yours truly
covergirl
Nichtsdestotrotz frage ich mich, wie es dazu kommt, dass wir so unterschiedliche Vorstellungen haben.
Also fing ich an, die spärlichen Informationen, die ich über seine Kindheit und seine Familie habe mit meiner Biografie zu vergleichen. Ich fragte mich, ob wir das selbe Weltbild hätten, wenn wir in der jeweils anderen Familie aufgewachsen wären.
Und dann fragte ich mich, wählen wir wirklich unser Weltbild oder nur unsere Erziehung? Und inwieweit kann man das eine eigentlich vom anderen unterscheiden? Wenn ich die Gesellschaft und meine Vorstellung von ihr wirklich erfassen will, muss ich dann nicht von Zeit zu Zeit aus meiner sozialen Schublade ausbrechen und mir alles mal angesehen haben? Oder sollte ich mich einfach stets daran erinnern, woher ich komme und wer ich bin?
Tja, ich habe keine Ahnung, aber ich bin durchaus bereit darüber zu diskutieren, solange es nicht in einen Wahlwerbespot ausartet.
yours truly
covergirl
_covergirl_ - 27. Jul, 21:26
reset - 28. Jul, 11:22
Wichtig ist doch, das Du Deine Stimme nicht wegwirfst!
antworten
torben82 - 28. Jul, 17:43
Politik, Weltbild und mehr ...
Liebes Covergirl,
jetzt hast du mich tatsächlich so weit, dass ich hier kommentiere. Nicht wegen der "Hyperreflektiertheit", sondern weil ich deine Gedankengänge nach meinen sonntäglichen Ausführungen (die vor allem der Müdigkeit geschuldet waren, sonst habe ich mich ja unter Kontrolle und lasse die Politik weg ...) wirklich gut finde - und eine gute Gelegenheit, zu beweisen, dass ich gar nicht sooo unreflektiert bin ;)
Ich bin sicherlich von zu Hause aus eher bürgerlich geprägt, aber wenn ich mir meine Geschwister, die ja nun eine ähnliche Erziehung genossen habe, ansehe, dann haben diese eine völlig andere Entwicklung genommen und sind irgendwas zwischen apolitisch und "gefühlslinks". Auch, dass ich schon der Grundschule Zeitung gelesen habe, wäre meinen Geschwistern nie passiert. Ein ganz wesentlicher Punkt, der mich geprägt hat, war das Jahr 1989: Im Frühjahr waren wir in Leipig bei Verwandten, im Herbst fiel die Mauer. Wir haben das hier alles sehr nah miterlebt, wie die Menschen hier rüberströmten. Das war für mich unwahrscheinlich beeindruckend, eben - um deine Argumentation von oben aufzunehmen - andere gesellschaftliche Realitäten gesehen habe. Das habe ich durchaus auch an andereren Stellen. Dass ich sehr reiselustig bin, weißt du ja. Und längst nicht immer mache ich irgendwelche Mainstreamreisen, die mich an gewöhnliche Ziele geführt haben. Ich habe durchaus schon Slums gesehen (zugegeben: eingezogen bin ich dort nicht mal für eine Nacht), habe Länder mit weniger Demokratie (und mehr Staat) gesehen und am Ende hat sich meine politische Meinung nur verfestigt. Ich glaube eben nicht an das per se Gute im Menschen - und nicht an das per se Gute im Staat.
Nun müssen sich solche sehr abstrakten Dinge natürlich auch auf konkrete politische Ziele und Projekte herabbrechen lassen - und spätestens an dem Punkt lohnt es sich bestimmt, über einzelne Fragen mal zu diskutieren. Denn da tue auch ich mir häufig genug schwer, weil eben mein Menschen- und Weltbild mit bestimmten Entscheidungen (meiner Partei!) nicht konform geht. Einfach nur blindes Hinterrennen gibt es bei mir jedenfalls nicht, sondern eben durchaus eine gewisse Reflektiertheit mit mehr Bauchschmerzen, als frau bei einem Mann erwarten würde ;)
So long
Torben
jetzt hast du mich tatsächlich so weit, dass ich hier kommentiere. Nicht wegen der "Hyperreflektiertheit", sondern weil ich deine Gedankengänge nach meinen sonntäglichen Ausführungen (die vor allem der Müdigkeit geschuldet waren, sonst habe ich mich ja unter Kontrolle und lasse die Politik weg ...) wirklich gut finde - und eine gute Gelegenheit, zu beweisen, dass ich gar nicht sooo unreflektiert bin ;)
Ich bin sicherlich von zu Hause aus eher bürgerlich geprägt, aber wenn ich mir meine Geschwister, die ja nun eine ähnliche Erziehung genossen habe, ansehe, dann haben diese eine völlig andere Entwicklung genommen und sind irgendwas zwischen apolitisch und "gefühlslinks". Auch, dass ich schon der Grundschule Zeitung gelesen habe, wäre meinen Geschwistern nie passiert. Ein ganz wesentlicher Punkt, der mich geprägt hat, war das Jahr 1989: Im Frühjahr waren wir in Leipig bei Verwandten, im Herbst fiel die Mauer. Wir haben das hier alles sehr nah miterlebt, wie die Menschen hier rüberströmten. Das war für mich unwahrscheinlich beeindruckend, eben - um deine Argumentation von oben aufzunehmen - andere gesellschaftliche Realitäten gesehen habe. Das habe ich durchaus auch an andereren Stellen. Dass ich sehr reiselustig bin, weißt du ja. Und längst nicht immer mache ich irgendwelche Mainstreamreisen, die mich an gewöhnliche Ziele geführt haben. Ich habe durchaus schon Slums gesehen (zugegeben: eingezogen bin ich dort nicht mal für eine Nacht), habe Länder mit weniger Demokratie (und mehr Staat) gesehen und am Ende hat sich meine politische Meinung nur verfestigt. Ich glaube eben nicht an das per se Gute im Menschen - und nicht an das per se Gute im Staat.
Nun müssen sich solche sehr abstrakten Dinge natürlich auch auf konkrete politische Ziele und Projekte herabbrechen lassen - und spätestens an dem Punkt lohnt es sich bestimmt, über einzelne Fragen mal zu diskutieren. Denn da tue auch ich mir häufig genug schwer, weil eben mein Menschen- und Weltbild mit bestimmten Entscheidungen (meiner Partei!) nicht konform geht. Einfach nur blindes Hinterrennen gibt es bei mir jedenfalls nicht, sondern eben durchaus eine gewisse Reflektiertheit mit mehr Bauchschmerzen, als frau bei einem Mann erwarten würde ;)
So long
Torben
_covergirl_ - 28. Jul, 23:40
Hey Freund,
also hab ich dich doch rumgekriegt. Und das Männer unreflektierter sind, hast du doch behauptet ;-)
Ich danke dir für deine Ausführungen, ich werde mir weiterhin darüber Gedanken machen (ohne Überreflektion). Wir können das ja dann irgendwann nochmal in Ruhe ausdiskutieren - vielleicht bei nem Martini ;-)
also hab ich dich doch rumgekriegt. Und das Männer unreflektierter sind, hast du doch behauptet ;-)
Ich danke dir für deine Ausführungen, ich werde mir weiterhin darüber Gedanken machen (ohne Überreflektion). Wir können das ja dann irgendwann nochmal in Ruhe ausdiskutieren - vielleicht bei nem Martini ;-)
torben82 - 29. Jul, 13:36
Roman und Martini
Ja, ich wollte einen längeren Kommentar schreiben, als der Blogeintrag war. Das gilt bei meiner Schreibfaulheit durchaus als Roman (Lehrerin: "Alle schreiben so wenig wie möglich, für Torben gilt: Er schreibt so viel wie möglich ...")
Und auf den Martini freue mich schon ;)
Und auf den Martini freue mich schon ;)